Tuesday, November 28, 2006

[OOP 2007] Warum Web 2.0 auch Entwickler interessieren sollte?

Wer nach einer Definition für Web 2.0 das Web 1.0 durchforstet, dürfte in der Regel mehr Treffer in Richtung "social networking" oder "folksonomy" erzielen als programmierrelevante Stichworte. Gerade Entwickler stehen bei Web 2.0 aber vor neuen Herausforderungen. Buzzwords wie Mashups oder AJAX stellen dabei nur die Spitze des Eisbergs dar. Verstärkte Einbeziehung von Benutzern, bessere Reaktionszeiten von Anwendungen oder neue Verknüpfungen bisher separater Programme lassen sich nur mittels neuer programmatischer und architektonischer Konzepte erzielen. Dumm nur, dass heutige APIs nur unzureichende Unterstützung liefern. Genau genommen präsentiert sich die Phalanx heutigen Web 2.0 Anwendungen als Aggregation von smarten Programmiertricks und Workarounds. Mit anderen Worten: die heutigen Web 2.0 Techniken lassen sich nur schwerlich auf einem porösen Web 1.0 Fundament errichten. Was die Frage aufwirft: Warum dem neuen Web nicht auch ein neues Fundament gönnen? Würden die Web-Pioniere wie Tim Berners-Lee mit ihrem heutigen Wissen exakt die gleichen Technologien zugrunde legen? Oder würden sie das Web grundlegend anders gestalten? Ein zentrales Beispiel sind Webservices mittels SOAP over HTTP. HTTP ist denkbar ungeeignet, um Nachrichten über das Web zu transportieren. Eigentlich war HTTP eine Technologie für Pull-Kommunikation zwischen Browsern und Servern. Wegen der Idee statischer Webseiten, konnte HTTP auch problemlos in einem "zustandslosen Zustand" verharren. Sobald Mashups und Webservices ins Spiel kommen, müssen Anwendungen genau unter diesen Limitationen leiden. Was wir brauchen ist also unter anderem: ein neuer Stack von Web-Protokollen, eine Menge von kombinierbaren (Micro-)Formaten, eine Alternative zu JavaScript um Funktionalität in "Webseiten" zu integrieren, semantische Metadaten um Information zu beschreiben, Dienste zur Lokalisierung, Aggregation oder Anmeldung für Information(sänderungen), P2P Techniken. Andernfalls dürften wir schon bald an unsere Grenzen gelangen. Spätestens dann, wenn wir merken, dass ein Hochhaus aus Pappkarton zwar eine nette Idee aber keine tragfähige Perspektive darstellt.

Monday, November 27, 2006

[OOP 2007] Dangers

In den letzten Wochen gab es zunehmend auch negative Schlagzeilen zum Thema Web 2.0. Hinter dem Tarnmantel des neutralen Bloggings haben Blogger bewusst bezahltes Marketing eingestreut. Das lief dann in etwa so ab, dass bezahlte Blogger einseitige Postings zugunsten von Firmen publiziert haben, was gemeinhin als gekaufte Meinung firmiert. Um das nicht falsch zu verstehen, ich habe nichts gegen die kommerzielle Nutzung des Webs einzuwenden. Auch nicht dagegen, dass Personen mit dem Web 2.0 Geld verdienen. Ohne geschäftlichen Nutzen, auch keine kostenlosen Angebote. Wogegen ich mich aber wehre, ist fehlende Offenheit dem Leser gegenüber. Podcasts wie z.B. ThisWeekInTech demonstrieren eindrucksvoll wie es korrekt funktionieren sollte. Dort weisen die Verantwortlichen explizit auf ihre Sponsoren hin und die Einblendung von Werbung erfolgt stets mit expliziter "Vorwarnung". Ich habe in dieser Hinsicht eine sehr stringente Meinung. Nicht zuletz, nachdem ich mir kürzlich bei eBay ein preisgünstiges Angebot ersteigern wollte und dann feststellen musste, dass die positiven Bewertungen des Verkäufers fingiert waren. An diesen Punkten wird offensichtlich: Web 2.0 ist nicht primär Technik sondern ein neues Kommunikationsmedium. Wir Softwareentwickler stellen zwar die Grundlagen bereits, aber diese eignen sich leider auch hervorragend für Dual-Use, im positiven und im negativen Sinne. Wegschauen gilt aber nicht, auch nicht für Techniker.

Thursday, November 09, 2006

[OOP 2007] Web 2.0

Auf der OOP 2007 agiere ich als Track-Chair des Web 2.0 Blogs. In letzter Zeit findet man diesen Begriff relativ häufig in Fachzeitschriften, für meine Gefühle sogar etwas zu oft. Das Schlagwort hat Tim O'Reilly geprägt, der damit andeuten wollte, dass sich mittlerweile das Web speziell in Hinblick auf die Anwendungen und Anwenderprofile sowie auf die Erwartungen gewandelt hat. Irgendwann war es an der Zeit, dass auch die Webtechnologien auf diesen Wandel reagieren. Genau genommen haben wir es heute geradezu mit "steinzeitlicher" Technologie zu tun. Die Entwicklung von HTTP noch HTML erfolgte zu einer Zeit, als die Gemeinde der Internetbenutzer allenfalls aus professionellen Softwareentwicklern oder Wissenschaftlern bestand. Technologien wie JSP, ASP.NET, SOAP, CSS oder REST stellen den Versuch dar, Workarounds für die Beschränkungen der Internettechnologie bereit zu stellen. AJAX zum Beispiel ist nichts anderes als ein Unterfangen, dem eher benutzergetriebenen Abrufen von Seiten mit allerlei Tricks entgegen zu wirken. Dass dabei JavaScript den Hauptakteur darstellt, wirkt geradezu wie eine Ironie der Geschichte, gilt JavaScript eigentlich als notdürftige Lösung und ebenfalls als Sicherheitsproblem.
Aus diesen Gründen, erscheint es sinnvoll, sich dem Phänomen Web 2.0 eher aus der Anwender-Perspektive zu nähern. Für mich persönlich läßt sich Web 2.0 als "Active Web" umschreiben. Benutzer wollen mit Webanwendungen interaktiv umgehen. Die Inhalte selbst bleiben nicht statisch, sondern das Verhältnis zwischen Informationsbereitsteller und Informationskonsument beginnt aufzuweichen. Hier ein paar Beispiele:

Das Web der Zukunft verbindet also zunehmend Anwender und Anwendungen und ermöglicht immer mehr aktives Partizipieren statt passives Konsumieren.

Die eigentliche Frage aus meiner Sicht müsste daher lauten: Macht es auf Dauer Sinn, auf Basis schwachbrüstiger Technologien a la HTML und HTTP, neue Technolgien zu entwickeln, um die beschriebene (Inter)Aktivität zu ermöglichen oder wäre es nicht sinnvoller, neue Protokolle und Standards zu etablieren, die bisherige Fallstricke vermeiden und damit ein wesentlich stabileres Fundament darstellen? Man hat Microsoft und Intel immer wieder deren starre Kompatibilitätsstrategie zum Vorwurf gemacht. Gilt aber nicht die gleiche Fragestellung für das heutige Internet? Neue Lösungen brauchen neue Grundlagen. Daher sollte das heutige Web 2.0 nur den Einstieg in eine neue tragfähige Technologiebasis darstellen.

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